Raclette mit Pfefferspray – Wahre Gastfreundschaft sieht anders aus
Die Geschichte ist inzwischen nicht mehr neu. Christian Constantin, der Präsident des FC Sion, wartete noch vor Saisonstart mit einer neuen Idee auf: In dieser Saison sollen in Sion alle Gästefans in den Genuss von Gratiseintritt und Raclette kommen Die vorgeschobene Begründung: Wenn man Gäste wie Gäste behandelt, verhalten sie sich auch wie Gäste. Tönt eigentlich logisch und ist wohl auch richtig. Die mediale Aufmerksamkeit hatte Constantin damit auf sicher
Aber: Die vermeintliche Gastfreundschaft ist Fassade.
Denn von Gastfreundschaft ist im Tourbillon – dort wo es darauf ankommt – nicht viel zu spüren. Trotz Raclette und Gratis-Eintritt erwarten uns auch an diesem Samstag unverständlich lange Wartezeiten und ein mühsames Eingangsprozedere durch gefängnisähnliche, enge Gittertore.
Der Grund für diese Schickane: Die Verhinderung von Pyro.
Dafür wird am Gästesektor-Eingang regelmässig das weit gefährlichere Risiko einer gewalttätigen Eskalation auf sich genommen. Menschen unter Zeitdruck, eng zusammengepfercht, ohne wirklich den Grund für diese Tortur zu verstehen, treffen auf einen arroganten Sicherheitsdienst und aggressive Eingreiftruppen, welche nur darauf warten zum Einsatz zu kommen. Die Folge ist meist vorhersehbar.
Auf diese vorgespielte Gastfreundschaft können wir verzichten. Wir Fans verlangen keinen Gratis-Eintritt für Fussballspiele. Und auch kein Gratis-Raclette.
Wir zahlen gerne für beides, wenn wir dafür tatsächlich wie Gäste empfangen werden.
Wahre Gastfreundschaft wäre neben Gratis-Eintritt und Raclette hauptsächlich ein angenehmer Empfang, sprich ein verhältnismässiger Einlass ins Stadion. Das heisst: Dem Fanaufkommen angepasstes, effizient arbeitendes Personal für eine verhältnismässige, spedititive Kontrolle. Kein martialisches Aufgebot zur vermeintlichen Verhinderung einiger brennender Fackeln, wie man sie seit Jahren jedes Wochenende in jedem Schweizer Stadion sieht.
Nur die Anpassung der übertriebenen Sicherheitskontrollen in praktisch allen Stadien der Liga würde eine Entspannung an den Gästesektor-Eingängen, den eigentlich einzigen Brennpunkten in Schweizer Stadien, bringen. In Verbindung mit einer von den meisten Fankurven der Schweiz geforderten Vereinheitlichung der Gästesektorpreise auf 25.-/20. könnte man annähernd von Gastfreundschaft sprechen.
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Die Tickets werden im Extrazug für den empfohlenen symbolischen Preis von 20.-/25.- verteilt. Natürlich wird jedem selbst überlassen, ob er für sein Ticket eine Spende abgeben will oder nicht. Der eingenommene Spendenbetrag wird dabei zur Hälfte für Anwaltskosten eingesetzt, welche u.a. aufgrund des repressiven und willkürlichen Verhaltens der Sicherheitskräfte bei Stadioneingängen anfallen. Die andere Hälfte wird in unsere Zukunft, die Letzi Kids, investiert.
Die Zürcher Südkurve freut sich auf ein hoffentlich möglichst entspanntes Auswärtsspiel in Sion.